Pollenallergie tritt häufiger bei Angstpatienten auf
Saisonale Allergien gegen Gräser oder Baumpollen treten bei Menschen mit Angststörungen vermehrt auf, während Patienten mit Depressionen häufiger unter ganzjährigen Allergien wie etwa gegen Tierhaare leiden. Das hat ein Team der Technischen Universität München (TUM) erforscht. Nahrungsmittel- oder Medikamentenallergien werden von diesen beiden psychosozialen Erkrankungen dagegen nicht beeinflusst.
Es zeigte sich, dass Menschen, die an einer generalisierten Angststörung litten, auch häufiger Pollenallergien hatten, nicht aber das ganze Jahr andauernde Allergien. Diese traten in der Gruppe der Angsterkrankten sogar statistisch seltener auf. Eine mögliche Erklärung hierfür könnte sein, dass Personen mit andauernden Allergien andere Stressverarbeitungsstrategien entwickelt haben, die sie vor Angststörungen schützten.
Bei den ganzjährigen Allergien gab es dagegen einen positiven Zusammenhang mit Depressionen und depressiven Phasen. Durch den Aufbau der Studie konnte aber nicht geklärt werden, ob Allergien die Angreifbarkeit für Depressionen erhöht oder ob sie selbst ein Risikofaktor für Allergien sind. Für das Forschungsteam überraschend war die Tatsache, dass das Auftreten von Nahrungsmittel- oder Medikamentenallergien nicht oder nur geringfügig von psychischen Faktoren beeinflusst wurde.
Weitere Untersuchungen geplant
In der Studie wurden mögliche Störfaktoren, die den Zusammenhang fälschlicherweise beeinflussen könnten, statistisch herausgerechnet. Hierzu zählten Alter, der Status Raucher/Nichtraucher, das Geschlecht und familiäre Vorbelastungen (z. B. allergisches Asthma). Katharina Harter erklärt aber auch die Schwachstellen der Studie: „Wir haben ein relativ hohes Durchschnittsalter von 61 Jahren, somit sind jüngere Menschen eher unterrepräsentiert. Außerdem handelt es sich nur um eigene Angaben und nicht um echte Allergiediagnosen. Wir haben aber Blutproben von allen Probanden und wollen diesen Punkt wissenschaftlich überprüfen.“, sagt sie. Insbesondere zeige diese Studie, so Prof. Traidl-Hoffmann, wie wichtig es sei, dem Patienten ausreichend Zeit zu widmen. Nur so könnten psychosoziale Aspekte neben den klinischen Untersuchungen in eine ganzheitliche Therapie einfließen, wie sie in der Hochschulambulanz für Umweltmedizin am UNIKA-T praktiziert wird.
Publikationen:
Katharina Harter, Gertrud Hammel, Lisa Krabiell, Birgit Linkohr, Annette Peters, Lars Schwettmann, Johannes Ring, Hamimatunnisa Johar, Karl-Heinz Ladwig, Claudia Traidl-Hoffmann, Different Psychosocial Factors Are Associated with Seasonal and Perennial Allergies in Adults: Cross-Sectional Results of the KORA FF4 Study, International Archives of Allergy and Immunology, April 2019, DOI: 10.1159/000499042
Mehr Informationen:
Die Daten der Studie wurden im Rahmen der zweiten Nachfolgestudie zur KORA-Studie S4 erhoben. Das Universitäre Zentrum für Gesundheitswissenschaften am Universitätsklinikum Augsburg, UNIKA-T, ist ein vom Universitätsklinikum Augsburg, der Universität Augsburg, der Technischen Universität München (TUM) und der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) gemeinsam getragener Forschungsverbund mit Sitz in Augsburg. Die aktuelle Studie wurde vom Lehrstuhl für Epidemiologie am UNIKA-T unterstützt.