Neue CLL-Studie: Zeitlich begrenzte Behandlung wirkt genauso gut wie Dauertherapie

Internationale Studie unter Kölner Leitung liefert wegweisende Ergebnisse zur Ersttherapie der chronischen lymphatischen Leukämie

Beim weltweit bedeutendsten Kongress für Bluterkrankungen, den die American Society of Hematology (ASH) Anfang Dezember in Orlando/USA ausrichtete, wurden in der zentralen „Plenary Session“ wegweisende neue Daten zur Behandlung der chronischen lymphatischen Leukämie (CLL) präsentiert. Die internationale CLL17-Studie, initiiert und geleitet von der Deutschen CLL-Studiengruppe (DCLLSG) an der Uniklinik Köln, zeigt erstmals in einer großen, randomisierten Untersuchung, dass eine moderne, zeitlich begrenzte Therapie der CLL genauso wirksam sein kann wie eine dauerhafte Behandlung. Die Ergebnisse erschienen parallel im renommierten New England Journal of Medicine.

Im Fokus der Studie stand der Vergleich zwischen einer einjährigen, zielgerichteten Therapie und einer kontinuierlichen Dauertherapie bei zuvor unbehandelten Patientinnen und Patienten. Dabei stellte sich heraus, dass die zeitlich begrenzten Kombinationen Venetoclax-Obinutuzumab und Venetoclax-Ibrutinib der dauerhaften Behandlung mit Ibrutinib hinsichtlich des progressionsfreien Überlebens nicht unterlegen sind.

„Mit CLL17 konnten wir erstmals zeigen, dass zeitlich begrenzte, zielgerichtete Therapien bei der Erstbehandlung der CLL genauso wirksam sind wie eine dauerhafte, zeitlich unbegrenzte BTK-Inhibition“, erklärt der Erstautor der Studie, Priv.-Doz. Dr. Dr. Othman Al-Sawaf, Studienleiter und Oberarzt an der Klinik I für Innere Medizin der Uniklinik Köln. „Für die meisten Patientinnen und Patienten bedeutet dies, dass sie eine hochwirksame Therapie erhalten können, die nach einem Jahr beendet wird und ihnen wieder Therapie-freie Zeit ermöglicht.“

In nur knapp zwei Jahren wurden 909 Patientinnen und Patienten aus 13 Ländern in die Studie eingeschlossen – ein außergewöhnlich schneller Rekrutierungserfolg, der die enge Zusammenarbeit internationaler Studiengruppen unterstreicht. Neben der Wirksamkeit wurden auch Sicherheitsaspekte betrachtet: Infektionen blieben in allen Behandlungsgruppen ein relevantes Risiko, während Herzrhythmusstörungen insbesondere unter Ibrutinib-haltigen Therapien häufiger auftraten.

„CLL17 ist ein Meilenstein der internationalen Leukämie- und Lymphomforschung und zeigt, wie systematische Forschung zu patientenrelevanter Therapieoptimierung führen kann“, betont Univ.-Prof. Dr. Michael Hallek, Direktor der Klinik I für Innere Medizin und Letztautor der Veröffentlichung. „Die Ergebnisse werden die Behandlung von CLL weltweit beeinflussen und schon direkt nach dem Kongress in der klinischen Praxis Anwendung finden.“

Die Studie wird fortgeführt, um langfristige Unterschiede zwischen den Behandlungsstrategien zu erfassen und weitere Subgruppenanalysen durchzuführen.

Originalpublikation:

Al-Sawaf O,…, Hallek M. Fixed-Duration versus Continuous Treatment for Chronic Lymphocytic Leukemia. New England Journal of Medicine 2025, DOI: https://doi.org./10.1056/NEJMoa2515458

Quelle: Uniklinik Köln