Neues Screening für Neugeborene
Ab sofort übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten für eine Ergänzung der Früherkennungsuntersuchungen U1 bzw. U2: das Pulsoxymetrie-Screening. Damit können Ärzte bestimmte, in der Diagnostik und hinsichtlich des Behandlungsbeginns kritische Herzfehler bei Neugeborenen frühzeitig erkennen. „Den betroffenen Neugeborenen kann dadurch besser, das heißt unverzüglich und gezielter, geholfen werden“, sagt Dr. Hans-Peter Zipp, Kinder- und Jugendarzt bei der AOK Baden-Württemberg.
Schwere bzw. kritische angeborene Herzfehler sind Fehlbildungen am Herzen und seinen Gefäßen. Diese können den Blutkreislauf so stark behindern, dass die Kinder ohne Behandlung kaum eine Überlebenschance haben. Mit dem Pulsoxymetrie-Screening werden solche angeborene Herzfehler erkannt, die vorher bei Ultraschalluntersuchungen während der Schwangerschaft oder im Zuge der klinischen Untersuchung nach der Geburt nicht aufgefallen sind. „Diese wichtige neue Untersuchung ist rasch und ohne Blutabnahme durchführbar“, informiert Dr. Hans-Peter Zipp. Bei der Pulsoxymetrie wird ein Lichtsensor am Fuß des Neugeborenen angelegt und damit gemessen, wie viel Sauerstoff das Blut enthält. Zu wenig Sauerstoff im Blut kann auf einen kritischen Herzfehler hinweisen. In diesem Fall wird der Sauerstoffgehalt erneut gemessen. Ist der Wert erneut zu niedrig, wird das Kind weiter untersucht, beispielsweise mit einem Herzultraschall.
Im Falle eines auffälligen Ergebnisses sollte die Kontrolle und abhängig von einer eventuellen Bestätigung eine umgehende Vorstellung bei einer Fachärztin oder einem Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, möglichst mit speziellen Qualifikationen im Bereich der Diagnostik und Therapie von Erkrankungen der Neugeborenenperiode bzw. des Herzens (Schwerpunktbezeichnung Kinderkardiologie oder Neonatologie) erfolgen. Bei Bedarf wird dann eine auf die diagnostizierte Herzerkrankung abgestimmte Therapie eingeleitet. Ein niedriger Sauerstoffgehalt im Blut eines Säuglings kann allerdings auch andere Ursachen haben, zum Beispiel eine Infektion oder eine Lungenerkrankung.
24 bis 48 Stunden nach der Geburt ist der ideale Zeitraum für die Pulsoxymetrie, die alle Geburtskliniken anbieten. Nur in Ausnahmefällen sollte die Untersuchung verschoben werden. Bei einer ambulanten Entbindung im Krankenhaus kann das Neugeborene frühestens vier Stunden nach der Geburt untersucht werden. Kommt das Kind zu Hause zur Welt, können Eltern die Untersuchung spätestens während der U2, also zwischen dem dritten und zehnten Lebenstag des Kindes, machen lassen.
„Bei der freiwilligen Teilnahme am Pulsoxymetrie-Screening klären die verantwortliche Ärztin bzw. der verantwortliche Arzt die Eltern über die Bedeutung auf. Die Ergebnisse der Pulsoxymetrie und ggf. weiterführende Abklärungsdiagnostik werden im sogenannten Gelben Heft festgehalten oder zukünftig im CheckPäd Heft des Kinder- und Jugendarztmoduls dokumentiert.
Mehr zum Thema im Internet:
Übersicht über Früherkennungsuntersuchungen für Kinder:
https://bw.aok.de/inhalt/vorsorgeuntersuchungen-fuer-babys-und-kinder-6/
Gemeinsamer Bundesausschuss:
www.g-ba.de > Richtlinien > Kinder-Richtlinie > Anlage 6 – Elterninformation zum Pulsoxymetrie-Screening
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